Solidarische Ökonomie

Seit 30 Jahren wollen wir zeigen, dass Handeln auch anders geht. Anders als der Kapitalismus, in dem nur der Profit zählt und in dessen Logik es nur Wachstum gibt: Wachstum von Ausbeutung, von Armut und extremen Reichtum, von Konkurrenz und Vereinsamung, von Umweltzerstörung und Klimakatastrophe. In diesem System ist nachholende Entwicklung eine Illusion. Wir wollen also mit unserem Kaffeehandel keine Entwicklungshilfe betreiben, sondern wir wollen mit dem Handel nichts weniger als den Kapitalismus überwinden. Nicht die Profitmaximierung treibt uns an, sondern die Solidarität und das gute Leben für Alle. Wir wollen solidarisch handeln: solidarisch untereinander, solidarisch mit unseren Handelspartnern, solidarisch mit der Welt.

Wir stehen damit nicht alleine. Weltweit bauen Menschen eine andere Wirtschaft auf. Ob besetzte Betriebe in Argentinien und Griechenland, ob Betriebe in Arbeiter_innenhand in Spanien und Kooperativen in El Salvador, überall gibt es dieses Suchen und Ausprobieren einer solidarischen Ökonomie.

Indem wir uns in der solidarischen Ökonomie verorten und dabei aber auch über unser Projekt hinausschauen, um die Emanzipation Aller anzustreben, sind wir Teil des Kampfes für eine andere Welt.

Uns ist klar, dass es paradox ist, im kapitalistischen System zu handeln und es gleichzeitig überwinden zu wollen. Das führt auch immer wieder zu Widersprüchen im Handeln und zu (Ziel)Konflikten. Aber Ansätze einer alternativen Praxis können nicht nur erdacht werden – wir müssen sie ausprobieren.

Solidarität als Prinzip

Kooperation und Solidarität sind die Leitprinzipien unserer Arbeit. Solidarität heißt dabei das gegenseitige füreinander Einstehen, um zu existieren und gemeinsame Ziele zu erreichen.

Dies zeigt sich auf verschiedenen Ebenen:

  • In unserer politischen Arbeit setzen wir uns für eine andere Wirtschaftsordnung ein. Das Gewinnstreben der Einzelnen darf nicht auf Kosten der Lebenschancen vieler und der Natur gehen.
  • Mit unseren Handelspartnern in Lateinamerika arbeiten wir nach den Prinzipien des solidarischen Handels zusammen.
  • Mit unseren Handelspartnern hier und unseren Kund_innen sind wir einerseits durch eine Wirtschaftsbeziehung verbunden, in der wir uns reell verhalten. Andererseits wollen wir mit ihnen auch die Ideen des solidarischen Handels teilen. In welchem Umfang dies gelingt, liegt nicht in unserer Macht. Wenn es keine gemeinsame Basis mehr gibt, stellen wir Handelsbeziehungen auch in Frage.
  • Verbunden sind wir auch mit unseren Darlehensgeber_innen: einerseits wieder durch eine Wirtschaftsbeziehung, andererseits mit vielen durch den solidarischen Verzicht auf Zinseinnahmen und überhaupt uns als solidarisches Projekt durch Darlehen zu unterstützen.
  • Schließlich, und für uns natürlich von zentraler Bedeutung, ist die Solidarität nach Innen, bei unserem Miteinander-Umgehen und Miteinander-Arbeiten. Das Ziel einer Wirtschaft ohne Ausbeutung von Mensch und Natur sollte geteilt, ein freundlicher Umgang mit Kolleg_innen und Kund_innen gepflegt werden.
  • Wir glauben nicht, dass dem Gemeinwohl am besten gedient ist, wenn jedeR seinen eigenen Nutzen maximiert. Deswegen haben wir bei unserem Handel das Wohl der Produzent_innen, der hier Arbeitenden und der Kund_innen im Blick. Wir setzen uns dafür ein, dass der Welthandel auch so funktioniert.
  • Wir sind entschieden gegen einen Freihandel, der keine Grenzen für Kapital- und Warenflüsse kennt und seinen Reichtum auf Ausbeutung von Mensch und Natur begründet. Dagegen sind wir für eine globale Wirtschaft, von der alle profitieren, in der jede Ware ihren gerechten Preis hat und die Menschen sich frei entfalten und bewegen können.

Solidarisch besitzen

Wir betreiben den Kaffeehandel nicht aus Eigeninteresse, sondern weil wir mit solidarischem Handel eine gesellschaftliche Aufgabe übernehmen. Wir arbeiten an den Strukturen einer postkapitalistischen Gesellschaft, in der Privateigentum überwunden ist. Der Handelsbetrieb el rojito ist deswegen nicht Eigentum der Gruppe, der Vereinsmitglieder oder der Mitarbeiter_innen, er gehört keinen Individuen, sondern ist in gesellschaftlichem Besitz. Einzelinteressen sollen nicht die Richtung vorgeben.

Mehr über unsere Struktur erfahren

Solidarisch vernetzen und kooperieren: lokal und global

Solidarisch Handeln heißt vor allem miteinander handeln. Wir sind in der solidarischen Ökonomie nicht alleine. Viele Betriebe und Gruppen verstehen sich ähnlich und haben ähnliche Ziele. Mit diesen wollen wir zusammenarbeiten, um uns gegenseitig zu unterstützen und um möglichst viele Komponenten des Handels in der solidarischen Ökonomie abzudecken. Das geht nicht komplett, nach wie vor sind Banken und Logistik nötig, um das Finanzielle und den Transport zu ermöglichen. Auch beim Vertrieb kommen wir nicht ohne Zwischenhandel im Lebensmitteleinzelhandel aus. Aber auch hier wählen wir aus, und nehmen nicht einfach die günstigste Lösung.

Sehr wichtig ist für uns die Kooperation mit den ProduzentInnen. Mit ihnen pflegen wir langjährige nachhaltige Beziehungen. Wir wollen möglichst auf Augenhöhe miteinander handeln. Die Konditionen unserer Geschäftsbeziehung werden gemeinsam diskutiert. Das Ziel des Handels ist nicht die Profitmaximierung, sondern ein miteinander Handeln, das allen Beteiligten gleichermaßen Vorteile bringt und nachhaltig auf beide Seiten wirkt. Gemeinsam mit anderen entwicklungspolitischen Gruppen organisiert el rojito sich in der alternativen Handelsgruppe MITKA.

Auch hier in der Metropole suchen wir die Kooperation mit Partnern. Wir wollen möglichst mit Betrieben zu tun haben, die auf der Suche nach einer anderen Grundlage für Ökonomie sind. Ob Vertriebspartner wie Buchläden oder Eine Welt Läden, ob Graphiker und Druckereien oder Logistik Partner, in vielen unserer Geschäftsbeziehungen gibt es Schnittstellen zu Betrieben, die „irgendwie anders“ sind.

Darüber hinaus gibt es auch eine politische Vernetzung. Wir suchen den Kontakt zu anderen politischen Gruppen und Zusammenhängen und organisieren uns in Netzwerken. Auch kleine Signale und Aktionen wie Kaffeeausschank auf Demonstrationen gehören dazu.

Solidarisch mit der Umwelt

Es geht uns um nachhaltiges Wirtschaften. Unser Handel soll solidarisch und umweltgerecht funktionieren. Unser Bio-Kaffee war einer der ersten auf dem Markt. 

Wir haben mehrere Lastenfahrräder und liefern möglichst viel Kaffee mit diesen umweltfreundlichen Fahrzeugen aus. Wir schauen bei der Auswahl der Verpackung auf die Umweltverträglichkeit. Bei jeder unternehmerischen Entscheidung spielt Nachhaltigkeit eine Rolle. Solidarität und Umweltbewusstsein gehört für uns zusammen.

Die meisten unserer Kaffeesorten sind biologisch angebaut und auch zertifiziert. Aber ganz bewusst haben wir auch nicht zertifizierten Kaffee im Angebot. Es kann auch gute Gründe geben, warum Kooperativen keinen zertifizierten Biokaffee liefern können. Auch diesen wollen wir die Möglichkeit geben, am solidarischen Handel teilzunehmen.

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