Unsere Leitlinien

Wir stehen für einen solidarischen Handel im Sinne eines globalen Wirtschaftssystems, in dem alle Menschen für ihre Arbeit ausreichend und gerecht entlohnt werden, die Natur als unsere Lebensgrundlage bewahrt wird und die Menschen sich frei entfalten und bewegen können.
Um dieses Ziel zu erreichen, definieren wir Prinzipien, nach denen wir unseren solidarischen Handel gestalten und die unser Zusammenwirken mit allen Beteiligten der Handelskette leiten – vom Feld bis in die Tasse.

Kooperation

Langfristige, solidarische und aktive Partnerschaften insbesondere mit Produzent*innenkooperativen bilden den Kern unseres solidarischen Handels.

  • Langfristige Verträge und Abnahmegarantien – die Produzent*innen können sich darauf verlassen, dass wir die Zusammenarbeit nicht unerwartet beenden, auch in Zeiten von Krisen und Ernteausfällen.
  •  Gemeinsame Definition unserer Handelsprinzipien – unser Preismodell und die Kriterien unseres Handels entwickeln wir in direktem und regelmäßigem Austausch mit den Kooperativen gemeinsam weiter.
  • Kooperation mit gleichgesinnten Partner*innen – Wir wollen mit Betrieben zusammenarbeiten, die auch auf der Suche nach einer solidarischeren Form der Ökonomie sind. Da dies nicht immer möglich ist, müssen wir in Teilen der Handelskette Kompromisse eingehen, wie beispielsweise bei der Seefracht. Oberstes Ziel bleibt die stabile bis steigende Abnahme des Kaffees von den Kooperativen.
  • Vermeidung von Konkurrenz – Betriebe, die ähnliche Ziele verfolgen wie wir und im gleichen Bereich tätig sind, sehen wir nicht als Konkurrent*innen an und treten nicht aktiv mit ihnen in Wettbewerb.

Basisdemokratie und Partizipation

Basisdemokratische Strukturen bei den Produzent*innen und in unseren internen Arbeitsbeziehungen sind wichtige Voraussetzungen unseres solidarischen Handels.

  • Handel nur mit demokratisch organisierten Produzent*innengruppen – So wird Produzent*innen, die sehr wenig Land besitzen oder nur wenig Kaffee ernten, der Marktzugang ermöglicht. Gleichzeitig werden die Gestaltungsspielräume und die Verhandlungsmacht der Einzelnen erweitert und gestärkt.
  • Beteiligung verschiedener Interessensgruppen – Unsere Organisationsstruktur ermöglicht den Mitarbeitenden, den Produzent*innen und anderen Akteur*innen des solidarischen Handels eine aktive Beteiligung an der strategischen Ausrichtung von el rojito.

Ökologie und Klimaverantwortung

Solidarischer Handel übernimmt Verantwortung für die Bewahrung der Natur, die Gesundheit der Produzent*innen, der Konsument*innen, der Mitarbeitenden und für nachfolgende Generationen.

  • Förderung der ökologischen Landnutzung – Ein hoher Anteil unserer Produkte ist biologisch angebaut und größtenteils zertifiziert. Die Kooperativen beraten die Produzent*innen regelmäßig und umfassend zu Praktiken des ökologischen und nachhaltigen Landbaus.
    Kooperativen, die bisher keine Biozertifizierung haben, bieten wir Unterstützung bei der Umstellung an.
  • Ökologie entlang der Handelskette – Bei jeder unternehmerischen Entscheidung orientieren wir uns an ökologischer Nachhaltigkeit – von der Energieversorgung über unsere Verpackungen bis hin zum Ausliefern.

Gute Arbeit – gutes Leben

Unser Handel hat zum Ziel, allen Beteiligten sowohl im Globalen Süden als auch im Globalen Norden gute Arbeits- und Lebensbedingungen zu ermöglichen.

  • Gerechtere Entlohnung und solidarisches Preismodell – Wir garantieren den Handelspartner*innen einen stabilen Mindestpreis, der die negativen Folgen der Börsenspekulation aushebelt. Gleichzeitig entwickeln wir gemeinsam mit ihnen unser Preismodell stetig weiter. So soll ein existenzsicherndes Einkommen ermöglicht und abgesichert werden. Unseren Kaffee importieren wir ohne Zwischenhändler*innen, damit der größtmögliche Teil der Wertschöpfung bei den Produzent*innen bleibt. Einen Teil der Ernte finanzieren wir vor. Damit ermöglichen wir einen zuverlässigen und einfachen Zugang zu dem Geld, das die Produzent*innen für die Ernte und Verarbeitung des Kaffees benötigen.
  • Gute Arbeitsbedingungen entlang der Handelskette – Neben den Produzent*innen sollen zukünftig auch andere Beteiligte mit guten Arbeitsbedingungen und gerechterer Entlohnung rechnen können. Unterdrückende Handelspraktiken und Strukturen, wie ausbeuterische Kinderarbeit, lehnen wir entschieden ab.
  • Gutes Miteinander im Betrieb – Ein solidarischer und vertrauensvoller Umgang, offene und transparente Kommunikation und die Bezahlung in Anlehnung an Tariflohn bilden den Kern unseres betriebsinternen Miteinanders. Menschen unterschiedlicher Biografien und Sozialisation finden sich im Betrieb wieder und bringen sich aktiv ein. Um Diskriminierungen zu vermeiden, setzen wir uns kritisch mit den auf betrieblicher und gesellschaftlicher Ebene bestehenden Privilegien und Machtstrukturen auseinander.
  • Qualitatives Wachstum – Wachstum bildet ein wichtiges Ziel unseres Handels. Darunter verstehen wir aber nicht nur die Steigerung der jährlichen Kaffeeabnahme. Auch die persönliche und fachliche Weiterentwicklung der beteiligten Menschen und die Stärkung und Professionalisierung der mitwirkenden Organisationen gehören zu diesem Ziel.

Transparenz und Öffentlichkeit

Solidarischer Handel soll nach Außen wirken. Deswegen gehört zu unserer Arbeit auch das inhaltliche Weiterentwickeln und Weitertragen der dahinter liegenden Ideen.

  • Transparente Handelsbeziehungen – Wir stellen aktuelle und umfangreiche Informationen über die gesamte Handelskette, unsere Kriterien und Preisgestaltung für die Öffentlichkeit zur Verfügung. Gleichzeitig informieren wir die Partnerkooperativen zur aktuellen Situation auf den Absatzmärkten und zu unseren Vertriebsstrategien für ihre Produkte.
  • Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit – Durch Veröffentlichungen in digitaler und gedruckter Form berichten wir über das Produkt Kaffee und unseren Handel. Wir wollen damit erreichen, dass mehr Menschen im Globalen Norden über Alternativen zum jetzigen Weltwirtschaftssystem nachdenken und sich für Veränderung einsetzen.
  • Innerbetriebliche Information – Betriebliche Entscheidungen und Finanzberichte werden allen Mitarbeitenden transparent und regelmäßig kommuniziert.
  • Politisches Engagement und Vernetzung – Wir vernetzen uns mit anderen Akteuren der solidarischen Ökonomie und gestalten die Bewegung des Solidarischen und Fairen Handels mit. Zudem unterstützen wir aktiv und, wenn möglich, finanziell politische Forderungen und Kampagnen zum Abbau struktureller Ungerechtigkeiten im Welthandel und Projekte zum Aufbau einer solidarischeren Welt.

Gemeinschaftlicher Besitz und Verantwortung

Wir betreiben den Kaffeehandel nicht aus Eigeninteresse, sondern weil wir mit solidarischem Handel eine gesellschaftliche Aufgabe übernehmen. Wir sind davon überzeugt, dass kollektives Handeln als Gegenmodell zur Individualgesellschaft einen wichtigen Baustein für die Schaffung eines global gerechten Gesellschaftssystems bildet.

  • Betrieb im Besitz der Gemeinschaft – Der Handelsbetrieb el rojito ist im Besitz der am Handel beteiligten Interessensgruppen. Er kann nicht privatisiert werden. Nicht Einzelinteressen, sondern die hier formulierten Prinzipien geben die Richtung vor.
  • Not for profit – Wir sind nicht profitorientiert in dem Sinne, dass Gewinne an Einzelne ausgeschüttet werden. Unsere erwirtschafteten Überschüsse werden zugunsten unseres solidarischen Handels reinvestiert, zur Rücklagengewinnung verwendet oder für Projekte, die sich für eine solidarische Welt einsetzen, gespendet.
  • Gesellschaftliche Verantwortung – Wir sehen in unserem Handeln die Möglichkeit, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Indem wir Alternativen ausprobieren, weiter entwickeln und verbreiten, beteiligen wir uns aktiv an der Suche nach einem gerechteren und ökologisch tragfähigen Welthandel jenseits von neokolonialen Strukturen, ausbeuterischen Arbeitsbedingungen, Konzernmacht und Profitlogik.