Red Ecolsierra (Kolumbien)
Lage: Im Biosphärenreservat Sierra Nevada de Santa Marta – in den Gemeinden Santa Marta, Ciénaga, Aracataca und Fundación, 900-1500m
Größe: 364 Familien
Kaffeeanbau: zertifiziert biologischer Spezialitätenkaffee der Sorten Típica, Caturra, Castilla und Colombia
Gründung: 1997, zertifiziert seit 2005 als Kleinbauern-Organisation, Handelspartner seit 2021
Die Vereinigung Red Ecolsierra („Netzwerk der Ökologischen Produzenten der Sierra Nevada von Santa Marta“) befindet sich im Norden Kolumbiens im Nationalpark Sierra Nevada. Sie besteht aus 25 Basisgruppen, in denen 364 Familien organisiert sind.
Neben Kaffee und Kakao wird von der Non-Profit-Organisation auch Honig produziert und ein Ökotourismusprojekt betrieben. Ein wichtiges Standbein ist für Red Ecolsierra der eigene Röstkaffee, der unter dem Namen Café Tima sowohl lokal als auch international vermarktet wird. Eine wöchentliche Radiosendung sorgt für die Verbreitung wichtiger Neuigkeiten und informiert über die geschäftliche Lage sowie neue Projekte der Organisation. Außerdem bietet sie den Produzent*innen Tipps und Tricks für den ökologischen Kaffee- und Kakaoanbau und informiert nicht zuletzt auch über aktuelle politische Themen.
Red Ecolsierra hat ein bemerkenswertes System zur Qualitätsentwicklung und zur Rückverfolgung jeder einzelnen Kaffeebohne etabliert. So kann die Ernte vom Kaffeefeld bis hin zum Schiffscontainer lückenlos verfolgt werden.
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Röstkaffee aus Kolumbien – zu Besuch bei Red Ecolsierra
Kaffee hat in Palmor nicht nur Tradition, die aromatischen Bohnen sind sogar Teil der lokalen Identität und werden fast flächendeckend biologisch angebaut, erklärt Kaffeebauer Marco Tulio Arias. Dafür hat sich der 64-jährige engagiert – im Red Ecolsierra, einer kaffeeexportierenden Kleinbauernorganisation.
An der mintgrünen Wand hinter Martin Darwin Quintero hängt die Tafel mit den aktuellen Preisen. „Da kann sich jeder orientieren, was er oder sie für ihren Kaffee erhält“, erklärt Lidia Marina Medina und reibt ihrem Maultier kurz über die Flanke, das vor der Bodega von Palmor steht. Heute morgen hat die Kaffeeproduzentin, die seit mehr als dreißig Jahren auf ihren vier Hektar aromatische Bohnen anbaut, schon zwei Säcke an Martin Darwin Quintero verkauft. Der 35-jährige Mann mit dem runden, glattrasierten Gesicht ist der Verwalter der Ankaufstelle vom Red Ecolsierra (Netzwerk der Ökologischen Produzenten der Sierra Nevada von Santa Marta) in Palmor.
„Insgesamt haben wir neun Ankaufstellen wie diese, denn das Red Ecolsierra ist in den vier Municipios von Santa Marta, wo Kaffee angebaut wird, aktiv“, erklärt Jesús Guerrero. Der 22-jährige Agronom ist für das Netzwerk, dem 425 Kaffeebauern und –bäuerinnen angehören, unterwegs, fördert den organischen Kaffeeanbau, berät und organisiert. Heute in Palmor, wo er Lidia Marina Medina besucht, morgen vielleicht in Aracataca, übermorgen in Fundación, zwei weitere der vier Gemeinden, die in direkter Nachbarschaft der Hafenstadt Santa Marta liegen. In Santa Marta hat Red Ecolsierra seine Zentrale. In einer modernen Lagerhalle wird sowohl en Gros für die eigene Kaffeemarke „Tima“ geröstet als auch die Qualität des eigenen Kaffees in einem modern ausgestatteten Kaffeelabor analysiert, um potentiellen Kunden genau das Richtige liefern zu können. Dort werden auch die Proben für die Neukunden zusammengestellt und die Konzepte für die Zukunft entwickelt. „Alles wird dann in der Asamblea diskutiert“, erklärt Jesús Guerrero das Procedere. Die Vollversammlung, wo Delegierte aus jeder Kaffeeregion anwesend sind, ist das oberste Organ von Red Ecolsierra und dort ist einst auch die Grundsatzentscheidung gefallen biologisch zu produzieren.
Damals war auch Marco Tulio Arias mit von der Partie. Der 64-jährige Kaffeebauer gehört zu den Gründungsvätern des Red Ecolsierra und ist froh, dass rund um Palmor fast alle Kaffeebauern biologisch produzieren. „Hier ist die Kaffeeproduktion eher eine Gewohnheit als ein traditionelles Anbauprodukt – Kaffee gehört einfach dazu“, sagt der kleine Mann. Dessen Bohnen sind schon mehrfach für ihre Qualität ausgezeichnet wurden. Daran arbeiten die Bauern gemeinsam mit den Technikern vom Red Ecolsierra, denn die Ansprüche auf dem internationalen Markt steigen und von Qualitätssteigerungen haben alle etwas. „Natürlich freue ich mich, wenn wir besser verdienen, wenn etwas Geld zum Investieren da ist“, sagt Arias, der seinen Kaffee für den eigenen Konsum röstet.
Das war in Kolumbien früher selten der Fall. Da gingen die besten Bohnen in den Export und im Land wurde die mindere Qualität konsumiert. Heute findet sich die Exportqualität auch in den Regalen der Supermärkte und Kaffeekultur hat landesweit Fuß gefasst. Bestes Beispiel dafür ist der Erfolg von „Tima Café“, der auch von anderen Bauernorganisationen kopiert wird. „Das Eigene auch Anbieten zu können, sorgt schon für einen Motivationsschub“, sagt Marco Tulio Arias stolz und Jesús Guerrero nickt stillschweigend.
Er ist ein Kind eines Kaffeebauern und die werden vom Red Ecolsierra umworben und beraten wie sie ihre Ausbildung am Besten machen können, um anschließend in der Organisation mitzuarbeiten. So ist es auch bei Jesús Guerrero, der mit 19 eine Ausbildung zum Agrartechniker begonnen hat, gelaufen. Drei Jahre später ist er nun als Berater für organischen Kaffeeanbau rund um Santa Marta im Einsatz. Nebenbei studiert er, um sich irgendwann einmal in der Leitung von Red EcolSierra zu engagieren oder eben in einer anderen Kaffeeorganisation.
Die haben mit der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen FARC und kolumbianischer Regierung die Hoffnung, dass sich die Situation rund um Santa Marta weiter entspannen wird. „Hier ist es in den letzten Jahren schon merklich ruhiger geworden, aber wir alle kennen die Situation, dass wir in den Bettern lagen und Angst hatten rauszugehen, weil geschossen wurde“, erinnert sich Jesús Guerreo an seine Kindheit. Geschossen wird nicht mehr und immer öfter melden sich Besucher für Visiten auf Kaffeefarmen an – vorerst noch Kunden. Doch innerhalb des Red Ecolsierra wird längst darüber nachgedacht, ob Dörfer wie Palmor nicht auch touristisches Potential haben, so Geschäftsführer Victor Enrique Cordero Ardila: „Tourismus in ländlichen Regionen funktioniert auch in Spanien und selbst in Kolumbien gibt es Kaffeeregionen, wo Touristen in alten Farmhäusern untergebracht werden“. Eine neue Zukunftsoption sollte Kolumbien wirklich nach 52 Jahren Bürgerkrieg zur Ruhe kommen.